Zeugenhilfe » Was bzw. wer ist die Zeugenhilfe?

Die Zeugenhilfe am Landgericht Karlsruhe ist ein seit 1996 bestehender nichtrechtsfähiger Verein. Unsere Hauptaufgabe besteht darin als eine erste Anlaufstelle für alle vor Gericht aussagenden Zeugen zu fungieren. Dabei geht es vor allem darum, auf Ängste und Sorgen der Zeugen vor der bevorstehenden Aussage einzugehen. Nicht nur vor den Strafgerichten sondern gerade auch in der Zivilgerichtsbarkeit sind die Zeugen oft allein durch die Tatsache, dass sie aussagen sollen, erheblich eingeschüchtert. Sie fragen sich etwa, ob sie dazu verpflichtet sind überhaupt auszusagen, ob ihnen die Anfahrtskosten ersetzt werden oder auch, wie die Verhandlung generell ablaufen wird. Diese Fragen sind oft mit einem gewissen Unbehagen verbunden.
Damit ist auch gleich gesagt, was die Zeugenhilfe am Landgericht gerade nicht macht, nämlich Rechtsberatung. Wir sind gerade kein Ersatz für eine anwaltliche Beratung. Natürlich passiert es immer wieder, dass Zeugen gerade das von uns erwarten. In solchen Fällen weisen wir dann höfflich aber bestimmt auf unsere eigentliche Funktion hin.

Die Zeugenhilfe soll den Zeugen behutsam auf den Kontakt mit der Rechtsprechung vorbereiten, ihn mitunter auch begleiten. Konkret sieht unsere Arbeit so aus, dass wir am Landgericht ein kleines Büro unterhalten. In diesem bieten wir einmal pro Woche eine offene Sprechstunde von 9 bis 12 Uhr an, in der jeder willkommen ist uns persönlich anzusprechen. Daneben betreiben wir rund um die Uhr eine „Zeugenhotline“. Die Zeugen können uns dann auf den Anrufbeantworter sprechen. Diesen hören wir täglich ab und rufen die Zeugen dann zurück und gehen auf ihre Fragen ein.

Wie bereits erwähnt erschöpft sich die Arbeit in der Zeugenhilfe größtenteils darin, den Zeugen die Angst vor der Aussage zu nehmen, das heißt dass wir hauptsächlich in Gesprächen beruhigend auf die Zeugen einwirken. Es können allerdings durchaus ernstere Probleme auftauchen, etwa wenn sich Zeugen melden, welche von Angeklagten bedroht und eingeschüchtert werden. In solchen und ähnlichen Fällen geht unsere Arbeit dann weiter. Wir gehen dann etwa auf den entsprechenden Richter zu und reden mit ihm, begleiten den Zeugen vor Gericht oder ergreifen je nach Einzelfall weitere Maßnahmen.
Solch arbeitsintensive Fälle kommen zum Glück eher selten vor. Allerdings ist auch klar, dass die Zeugenhilfe nur funktioniert, wenn sich alle Referendare daran beteiligen. Die Zeugenhilfe wird nämlich komplett in Eigenregie durch die Referendare in Karlsruhe geführt. Dies geschieht auf ehrenamtlicher Basis. Konkret wird in regelmäßigen Abständen ein etwa fünf Personen großer Vorstand gewählt, welcher die Hauptverantwortung für die Zeugenhilfe übernimmt. Das heißt wir als Vorstand übernehmen die komplette Organisation und natürlich auch die Spezialfälle. Für den regelmäßigen Dienst sind wir jedoch darauf angewiesen, dass alle Referendare helfen. Daher sorgt der Vorstand auch dafür, dass sich die Routinearbeit der Zeugenhilfe gerecht auf alle Referendare verteilt. Dies sieht regelmäßig so aus, dass ein bis zwei Referendare pro Woche für den Zeugenhilfedienst eingeteilt werden. Ihre Aufgabe besteht dann darin, nachmittags den Anrufbeantworter abzuhören, ggf. die Personen zurückzurufen und die Fragen zu beantworten. Mittwochs ist vormittags die Sprechstunde, sodass man sich in dieser Zeit auch im Büro befinden muss.

Insgesamt betrachtet ist die Zeugenhilfe eine Plattform, auf der man mit sehr wenig Aufwand viel Gutes tun kann. Einerseits kann man den Zeugen sehr leicht die Angst vor unserer Arbeit nehmen und ist sich ihres Dankes sicher. Andererseits aber transportiert eine Einrichtung wie die Zeugenhilfe ein positives Bild nicht nur des Landgerichts, sondern unseres gesamten Berufstandes in die Öffentlichkeit.

Wir hoffen auf eure Unterstützung!

Euer Zeugenhilfe-Vorstand

Sprechzeiten: Mittwoch, 9 bis 12 Uhr
Büro 17, im LG-Gebäude, Erdgeschoss, rechter Flur
Telefonnummer: 0721 926 6362

Zum Thema Zeugenhilfe anbei ein netter Artikel von Spiegel Online, erschienen am 27.11.2011